Sannah & Ham by Lucy Ivison & Tom Ellen

Sannah & Ham by Lucy Ivison & Tom Ellen

Autor:Lucy Ivison & Tom Ellen [Ivison, Lucy & Ellen, Tom]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783646926309
Google: FIoXBAAAQBAJ
Herausgeber: Carlsen
veröffentlicht: 2014-08-21T22:00:00+00:00


Kapitel 10

Sam

Wir waren kaum zwanzig Minuten im Auto, als Ben das Bewusstsein verlor. Total weggetreten. Chris schlug ihm voll ins Gesicht und er zuckte mit keiner Wimper. Obwohl zwanzig Minuten bei relativ klarem Verstand eine ziemlich gute Leistung waren, wenn man bedenkt, dass Ben einen Joint nach dem anderen durchgezogen hatte, seit Robin den Zündschlüssel ins Schloss gesteckt hatte. Chris legte Robins neuen Rastahut neben Ben, falls er aufwachte und kotzen musste.

Robins Fahrstil, der bestenfalls unberechenbar genannt werden konnte, grenzte an glatten Selbstmord, als wir auf die Autobahn kamen und nach Westen Richtung Woodland Festival fuhren. Ich hatte schon Angst, dass wir den Corsa von Robins Mutter nicht heil nach Hause zurückbringen würden.

Robin war total im Festival-Fieber und flippte fast aus vor Begeisterung. Seit Reading (mit fünfzehn) waren wir auf keinem Festival mehr gewesen und das zählte nicht wirklich, weil unsere Eltern uns damals nicht übernachten ließen und wir deshalb nur fünf Stunden dort verbrachten.

Wenn Robin wegen irgendwas ausflippt, ist es praktisch unmöglich, ihn wieder auf den Boden zurückzubringen. Das ist eine der Eigenschaften, die ich am meisten an ihm liebe. Aber als wir die M4 mit über 120 Stundenkilometern entlangbretterten und er mit dem rechten Fuß (dem auf dem Gaspedal) im Rhythmus der Musik mittrommelte, wurde es ein bisschen anstrengend.

Zwei Stunden später fuhren wir in den alles verschlingenden Schlamm des Festival-Geländes ein. Ben, der nach seinem langen Schlaf wieder fit war und jetzt begeistert die nächste Tüte durchzog, fragte mich, ob ich Lust hätte, »ein Frisbee zu werfen«. Aber ich sagte ihm, dass ich lieber erst unsere Zelte aufbauen wollte. Am Himmel braute sich schon ein Unwetter zusammen. Ein paar kleinere Wolken direkt über unserer Wiese blinkerten uns drohend an.

Ich bereute schon fast, dass ich meiner Mum, die mir ein Paar rustikale Gummistiefel hatte aufdrängen wollen, klargemacht hatte, das sei nur was für »Kinder und Bauern«. Jetzt hatte ich nur meine abgelatschten alten Turnschuhe dabei. Wenn es regnete, war ich verratzt.

Um sieben Uhr regnete es. Aber »regnen« ist ein schwacher Ausdruck dafür. Es goss wie aus Kübeln. Statt einfach vom Himmel runterzufallen wie sonst, prasselte der Regen auf unsere Köpfe, als würden wir scharf beschossen – mit dicken, eisigen Tropfen. Ich nahm es persönlich: Als ob die Wolken da oben wutentbrannte Nachbarn wären, die sich über die laute Musik aufregten.

Aber die Musik ging trotzdem weiter. Und wir machten auch weiter. Ich band mir im Zelt zwei Sainsbury-Plastiktüten um meine bereits total durchgeweichten Turnschuhe. Ben hatte die knielange Regenjacke von seinem Dad und einen wasserdichten Fischerhut, um seine Joints vor Nässe zu schützen, und damit war für ihn alles gebongt. Robin zog drei Baumwollhoodies übereinander an; er ging unlogischerweise davon aus, dass er so nicht nass werden würde. Chris hatte sich einen Müllbeutel wie ein Kleid übergestreift. Oben hatte er ein Loch hineingeboxt, für seinen Kopf.

»Ich sollte mich immer so anziehen«, sagte er und musterte sich. »Das ist billig und praktisch.«

Dann verließen wir das Zelt und ich flüsterte Robin zu, dass Chris selbst in einem Müllbeutel noch unverschämt gut aussah.

Robin lachte.



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